Nach dem freundlichen Empfang durch Neumi vom Stralsunder RV wurden die beiden Inrigger –Riemenboote in Augenschein genommen. Zwei Kunststoffboote mit geschlossenen Schotten in Bug und Heck mit Zugang fürs Gepäck. Das Inriggerboot ist so breit, dass die Dolle direkt auf der Bordwand sitzt und der Ruderplatz mit Rollschiene sich neben der gegenüber liegenden Bordwand befindet. Eins der beiden Boote hatte neben dem Ruderplatz zur Dolle hin jeweils einen Luftkasten, was den wassergeschützten Stauraum enorm vergrößerte. Zu jedem Boot gehörten ein Paar Kohlefaserriemen mit Macon-Blatt. Die Idee, die Boote und Mannschaften vor jeder Etappe auszulosen wurde schon kurz nach Besichtigung der Boote verworfen. Micha machte einen Unterschied in der Länge der Rollschienen von Boot zu Boot aus und war der Auffassung nur in dem Boot Reminde auf Backbord fahren zu können. Die Besatzung wurde vollständig durch Ingo und Olaf als gelernter Steuerbordmann. Das zweite Bootes Jubi-50 war damit dann auch klar und wir begannen, unser Gepäck auszuladen und in die Bootshalle zu schaffen. Für die erste Nacht bezogen wir im Vereinshaus Quartier.
Am nächsten Morgen stand fest, dass wir bei Gegenwind der Stärke 4-5 keine Chance hatten die Umfahrung Rügens im Uhrzeigersinn zu beginnen. Notgedrungen haben wir die Boote Richtung Prohner Wiek und im Hafen von Stralsund getestet. Eine Umrundung der Insel Dämholm blieb uns wegen des Starkwindes auch verwehrt. So haben wir am ersten Tag noch keinen einzigen Kilometer für die Umrundung geschafft. Doch der direkte Draht zum „Wettergott“ an der FU in Berlin versprach deutliche Besserung.
Am Sonnabend, dem 15. Juni ging es dann endlich los. Bei leichtem Schiebewind wurde das ursprünglich erste Etappenziel von Vitte auf Hiddensee schon mittags passiert und Dranske angesteuert. Vor Dranske frischte der Schiebewind weiter auf, so dass wir die Chance sahen, vielleicht noch um Kap Arkona herum bis Vitt zu kommen. Nach einer Pause an Land in Höhe Nonnevitz versuchten wir unser Glück. Leider drehte der Wind dann zu sehr und ein sicheres Erreichen von Vitt, war wegen extremen Wellengang nicht möglich. Wir mussten mindesten 5 Kilometer zurück rudern, um sicher anlanden zu können.
Nach dem wir die erste Nacht bei starken Gewitter gut überstanden haben starteten wir am Sonntag, dem 16. Juni früh. Kap Arkona wurde schnell erreicht und bei immer stärker werdendem Wind in Richtung Juliusruh umfahren. Der Abschnitt von Vitt bis Juliusruh war einer der schwersten. Die relativ kurze Strecke wurde immer mit Gegenwind und starken seitlichen Wellen in ca. 3,5 Stunden bewältigt. Danach waren wir erschöpft. Nach einer Pause bei Sonnenschein und ruhiger See starteten wir erneut, um Glowe anzusteuern. Leider hatten Wind und Wellen keine Nachsicht, so dass sich die zweite Tagesetappe genauso anstrengend anfühlte, wie die erste. Das Problem bei beiden Tagesetappen bestand darin, dass ein abwechseln bei diesen Wasserverhältnissen unmöglich ist. Glowe haben wir am späten Nachmittag glücklich erreicht und im Hafen unsere Zelte aufgeschlagen.
Montag, der 17. Juni hatte Binz zum Ziel. Die Lehre des vorangegangenen Tages war, dass man nie ohne den Meeresgott Rasmus Tribut zu zollen, in See stechen sollte. So die Meinung der Segelerfahrenen unter uns. Deshalb wurde in Glowe noch schnell eine Flasche Sherry gekauft und vor dem Start einige Tröpfchen für alle Götter der See gespendet. Und los ging die wilde Fahrt mit einem Bilderbuchstart. Das Wetter wie für den nächsten Rügenwerbekatalog gemacht, rauschten wir an Lohme vorbei und passierten Stubbenkammer, Königsstuhl und Wissower Klinken. Ab Sassnitz überquerten wir mit leichtem Seitenwind das Prorer Wiek und erreichten um 16.00 Uhr den FKK-Strand von Binz. Dort freundlichst empfangen von uns allen als Vogte bekannten Ruderkameraden vom Norske RV. Die Nacht verbrachten wir im Hotel Binz Therme.
Am Dienstag, den 18. Juni stand bei wunderschönem Wetter die Umrundung des Thiessower Haken an. Wer die Götter befriedigt bekommt freies Geleit. An diesem Tag schafften wir es zu nächst bis Lauterbach und mussten dann doch noch ein paar weitere Kilometer bis Neukamp zurück legen, weil die feine Gesellschaft der Marina von Lauterbach keine Camper dulden wollte. Eigentlich ist das Schlimmste geschafft. Bis Stralsund ist es nicht mal mehr eine Tagestour.
Am Mittwoch, dem 19. Juni ist das Ziel in Reichweite und von den eingeplanten vier Schlechtwettertagen hielt uns bisher nur einer auf. Aus dem Windschutz der Insel Vilm kommend hatten wir dann mit richtig schwerer See zu kämpfen. In Stahlbrode am Mittag angekommen, entschieden wir uns, die letzten ca. 20 Kilometer bis nach Stralsund am nächsten Tag zurückzulegen. Wir informierten Neumi, dass wir am Donnerstag gegen 14.00 Uhr im Stralsunder RV ankommen werden.
Donnerstag, 20. Juni 13.00 Uhr, die Umrundung ist geschafft.
P.S.:
Herzlichen Dank allen Mitstreitern und Unterstützern!
Für mich waren es traumhafte Rudertage. Eine gewachsene Gemeinschaft von Jungen und Alten, von ehemaligen Leistungssportlern und ausschließlich gestandenen Wanderruderern haben es geschafft das Ziel die Insel zu umrunden. Für die Jungspunde das erste und gleich erfolgreiche mal, für Ingo die Vollendung des ersten Versuchs von 1961.
Bleibt festzustellen das Küstenrudern eine besondere Herausforderung der anderen Art ist. Dies stellte schon 2008 eine Ruderin aus Erlangen fest und formulierten eine Hoffnung die ich gerne teile: „Vielleicht werden sogar diejenigen neugierig, denen bisher kein Boot zu schmal, keine Pulsuhr zu gnadenlos, keine Schlagzahl zu hoch und kein Stil zu sauber war. Verrückt wären sie dann noch lange nicht“ http://www.ruder-riege-tvw.de/Bericht%20H08.html .
F.P.
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