2006
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2006 - Achter(bahn) fahrn mit den Masters

 

Nachdem es die berühmt-berüchtigte Mastersgruppe von Rotation in den letzten beiden Jahren nicht geschafft hatte, einen eigenen Achter zu den jeweiligen Jahreshöhepunkten auf sechzehn muskulöse Beine zu stellen, sollte es in diesem Jahr mal wieder ganz anders werden. Die Vorraussetzungen dafür waren einfach gut. Der Bootshausumbau verlangte in diesem Jahr keine weiteren Abstriche am Training und es gab im letzten Jahr erfreuliche Verstärkung für unsere Truppe. Mit den Ruderkameraden Andreas Gehre, Robert Jahnz und Michael Ruhm waren drei erfahrene Ruderer nach teilweise längerer Abstinenz vom Rudern neu zu uns gestoßen. Leider hat sich Robert in den letzten Monaten nur noch selten sehen lassen, aber mit Andreas und Micha hatten wir zwei „Schwergewichte“ neu in unserem Maschinenraum sitzen.

Das Wintertraining brachte teilweise volle Häuser im Ergometerraum oder im Kraftraum. Dermaßen gewappnet ging es in die Rudersaison. Letzten Schliff holte sich eine größere Gruppe beim schon traditionellen Skitrip in die Alpen. Diesmal ging es Mitte März in die schweizerisch- französische Skiregion an eben jener Grenze. Die Rudertechnik wurde dabei zwar nicht verbessert, aber dafür die Blutwerte in dopingverdächtige Höhen gebracht.

Einen anderen Weg gingen Micha Boldt und der Autor mit ihrer erneuten Teilnahme am größten Achterrennen der Welt, dem Head of the River Race in London. Wie in jedem Jahr waren auch diesmal wieder mehr als 400 (jawohl vierhundert!) Achter aus aller Welt auf dem rauen Wasser der Themse unterwegs. Leider konnte Micha dann doch nicht mitwirken, da ihn eine hartnackige Erkältung zu einer Pause zwang. Trotzdem in London anwesend, verstärkte er den Tross der Unterstützer. Dieser setzte sich ansonsten vor allem aus Trierer Ruderkameraden zusammen, denn auch dieses Mal ruderten wir wieder gemeinsam mit den Jungs aus der neuen Heimat unseres „Altmitglieds“ Knut Misgeiski.

In diesem Jahr war es die dritte Zusammenarbeit mit den Trierern in London und die Qualität wurde weiter gesteigert. Dazu zählte auch ein Vorbereitungswochenende Anfang März in Trier. Leider gab es genau an diesem Wochenende das erste richtige Frühjahrshochwasser auf der Mosel und wir mussten auf ein kurzes Stück des Saarkanals ausweichen. Da dann auch noch starker Wind aufkam, hatten wir Gelegenheit die mehr als 2000 Jahre alte Innenstadt von Trier etwas ausgiebiger zu erkunden. Natürlich sind die meisten Gebäude deutlich jünger…

In London saß also nur der Autor im Boot und konnte am Samstag und Sonntag die Strecke in Angriff nehmen. Samstags wird das Hauptrennen gefahren und am Sonntag kann, wer möchte noch einmal in der jeweiligen Masterskategorie starten. Auch hier sind noch einmal deutlich über einhundert Boote am Start. An beiden Tagen war auch unser Ruderkamerad Florian Wermke als Steuermann im Einsatz und lenkte jeweils eines der beiden Trierer Boote gekonnt ins Ziel. Am Samstag konnten beide Boote sich deutlich verbessern und von ihrer jeweiligen Startposition deutlich nach vorne fahren. Am Sonntag wurde der Sieg in der Altersklasse B leider knapp verpasst. Trotzdem war es ein tolles Erlebnis wieder bei den Briten gewesen zu sein und vielleicht klappt es ja nächstes Jahr mit ´nem Sieg.

Zurück in der Heimat, ging es gleich das erste Mal gemeinsam mit den Skifahrern in den Achter. Nach zwei Jahren Pause wurde wieder die Langstrecke in Füwa in Angriff genommen. Aufgrund des langen Eisgangs in unsrer Bucht wurde für das Training auf die bereits eisfreie Spree in Füwa ausgewichen. Beim Rennen gingen noch nicht alle Wünsche in Erfüllung, aber der zweite Platz hinter der seit mehreren Jahren führenden deutschen Renngemeinschaft war dennoch zufrieden stellend.

Traditionell findet das erste Kräftemessen über die eintausend Meter Distanz für uns in Grünau zur Frühregatta statt. Überraschend gelang uns ein erster Erfolg im Achter gegen den einzigen Vereinsachter neben uns, den Ruderkameraden vom RC Tegel. Denn auch wenn wir in diesem Jahr formell als Renngemeinschaft an den Startprahm fuhren, so sind wir dennoch weiterhin ein Vereinsachter, da Frank Ehricke bereits seit einigen Monaten Gastmitglied ist. Vor einigen Wochen wurde dieser Status umgewandelt in die Vollmitgliedschaft. Wir waren also auch in dieser Saison das schnellste Vereinsboot im Mastersbereich!

In Grünau gab es noch weitere vordere Platzierungen, die wir so nicht erwartet hatten. Insgesamt also ein Auftakt der Hoffnung auf eine erfolgreiche Saison machte.

Drei Wochen später dann die Regatta in Rüdersdorf mit weiter aufwärts gerichteter Formkurve. Im Achter gingen wir zweimal ins Rennen und kamen jeweils in Schlagdistanz zum Sieger ins Ziel. Zum Erfolg fehlte jedoch auch im Vierer und Zweier das nötige Quäntchen Muskelkraft und Glück um ganz vorne anzukommen.

Nun mal kurz weg vom Rudern und der Masterssaison. Wie wir uns ja alle noch erinnern können, gab es dieses Jahr eine Weltmeisterschaft in einer Randsportart in unserem Land. Bedingt dadurch mussten diverse wichtige sportliche Großereignisse auf die Zeit vor oder nach dieser WM ausweichen. Aus diesem Grund fand die diesjährige EuroMasters Regatta in München bereits am Pfingstwochenende, also vom 2.- 4. Juni, statt. Damit wären wir also wieder bei unserer Ruderei. Da wir vor allem aus Kosten- aber auch Zeitgründen an der FISA WorldMasters Regatta in Princeton/ USA nicht teilnehmen wollten, fand unsere Wettkampfsaison also schon sechs Wochen nach der ersten Regatta ihren Höhepunkt. Insgesamt also eine sehr kurze Warmlaufphase.

Wer die Berichte aus den Vorjahren gelesen hat, wird sich erinnern dass wir immer erst recht spät so richtig in Schwung gekommen sind und dann den Vorteil des gemeinsamen Trainings über die ganze Saison hinweg erst ausspielen konnten. Diese Zeit fehlte uns diesem Jahr leider. Wir fuhren daher mit gebremsten Erwartungen nach München, jedoch gewillt uns so teuer wie möglich zu verkaufen.

Das Ende schon mal vorweggenommen, wir mussten bis zum sonntäglichen Mixachter warten um endlich die erste Siegerplakette in Empfang nehmen zu können. Doch selbst dort war es kein Selbstläufer. Die Gegner aus Hamburg und dem Südwesten Deutschlands hielten bis zum Ende voll dagegen und es wurde ein richtig hartes Stück Arbeit. Die weibliche Hälfte der Besatzung wurde dabei fast komplett durch die Damen aus Fürstenwalde gestellt. Vielen Dank für das in uns gesetzte Vertrauen!

Doch auch wenn es in allen anderen Rennen nicht für das oberste Treppchen reichte, so waren es dennoch tolle Ergebnisse mit denen wir fast durchgängig zufrieden sein konnten. In unserem Hauptrennen, dem Achter der Altersklasse B, konnten wir einen sicheren zweiten Platz errudern und mussten uns dabei nur dem wiederum sehr starken Seriensieger der letzten Jahre geschlagen geben. Nach furiosem Start konnten wir fast bis zur fünfhundert Meter Marke die Führung behaupten. Danach fehlte uns das nötige Stehvermögen bis ins Ziel. Ähnliche Rennverläufe konnten wir auch in den Zweier- und Viererrennen beobachten. Wir alle waren der Meinung, dass sich hier der frühe Zeitpunkt bemerkbar machte und damit die fehlenden Trainingskilometer. Die teilweise bessere Physis der Gegner konnten wir so noch nicht durch homogenere Mannschaftsarbeit wettmachen.

Einen sehr unglücklichen Verlauf nahm dabei unser Auftritt im Vierer ohne der Altersklasse B. Auch hier gingen wir sehr stark ins Rennen und lagen zur Hälfte der Distanz deutlich in Führung. Danach kam aber das Männchen mit der Keule und holte beim Schlagmann und Autor richtig kräftig zum Schlag aus. In der Folge war es mir leider nicht mehr möglich, den Männern hinter mir die nötige Anleitung zu geben und so mussten wir noch zwei Boote passieren lassen bis ins Ziel. Hier machten sich die vorhergehende starke Erkältung und das kraftraubende Achterrennen im C-Achter äußerst nachteilig bemerkbar.

Die Leser der Wellenschläge der letzten Jahre werden sich erinnern, dass es bei unseren Reisen nicht immer nur ums Rudern ging. Immer lag unser Augenmerk auch auf den kulturellen Sehenswürdigkeiten unserer jeweiligen Gastgeberregion. Höhepunkte waren in diesem Jahr die abendlichen Besuche in der bayrischen Gastronomie. Nicht ganz stilecht, aber auf der Suche nach kohlenhydratreicher Nahrung, suchten wir an den ersten beiden Abenden jeweils ein anderes Restaurant mit mediterraner Küche auf. Nun, alles Gute ist nie beisammen. Einmal schmeckte es zwar und die Bedienung war freundlich, dafür waren die Portionen eher für die Diätbewusste Jungakademikerin geeignet. Anderntags gab es zwar größere Portionen, diese ließen jedoch den nötigen Geschmack vermissen und der Wirt schien durch unsere Anwesenheit eher gestört. Derartig von der internationalen Haute Cuisine genervt, sollte es zum Abschluss eine echt bayrische Wirtschaft werden. Diese fanden wir im Nachbardorf unserer ländlichen Unterkunft und wurden dort voll entschädigt für die schlechten Erlebnisse der Vorabende. In Abwesenheit unseres Ruderkameraden Jens W. konnten wir mit Maßkrügen auf seinen gleichtägigen Geburtstag anstoßen und danach mit unseren Bestellungen die Wirtin in helle Aufregung versetzen. Dies ging soweit, dass sie sich zu der Aussage hinreißen ließ: „Des koanst net essen, des poakst net!“ Natürlich haben wir alle Teller leer hinterlassen und die gute Frau musste uns mit ein paar Hochprozentigen den Verdauungsprozess erleichtern. Nachdem wir dann noch ein Eis orderten, war das Bild der Hauptstadt in ein völlig neues Licht gerückt. Ja so einfach funktioniert Völkerverständigung!

Mit der Rückkehr nach Berlin hatte uns der Alltag wieder und es begann die lange Zeit der Sommerurlaube. Bedingt durch die wechselnden Abwesenheiten einzelner Bootsmitglieder rückte das Training in den kleineren Bootsklassen in den Vordergrund. Bei der Mastersmeisterschaft in Grünau Mitte Juli konnten wir erneut den Titel im Mixachter gewinnen. Weitere Höhepunkte waren nicht zu verzeichnen. Wegen der fehlenden Regatten ließ der Trainingseifer über den Sommer deutlich nach und damit auch unsere Leistungsfähigkeit. Eine angestrebte Reise nach Villach am ersten Septemberwochenende musste wegen dienstlicher Termine abgesagt werden. So blieb als einziger Event im Herbst die Rohrwallregatta vor unserer Haustür. Hier konnten wir, wie von vielen beobachtet, den Rückstand zu unseren Senioren nach der Schlappe des Vorjahres deutlich verkürzen. Der geneigte Leser mag jetzt denken: Na da untertreibt er aber. Die müssten doch besser sein als die Jungs. Dazu möchte nur ich sagen: Wir werden auch nicht jünger und die Jungs von der „2. WKE“ sind auch schon ausgewachsene Männer geworden. Daher also: Jungend vor! und wir werden uns weiter um den Gig-Achter kümmern.

Die Saison wurde trotzdem mit Erfolg beendet. Die Langstreckenregatten bei Wiking und in Dresden konnten wir jeweils als erste unserer Altersklasse beenden. Derartig motiviert beginnt nun die dunkle Zeit des Wintertrainings und nächstes Jahr Anfang September lockt Zagreb als Ausrichter der FISA-Masters-Regatta.