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Whiskyprobe am Loch Strathclyde
Die Masters 2005
Eigentlich sollte es alles ganz anders werden. Schon im Frühjahr dieses Jahres wurden für mindestens sechs von den Masters die Flüge nach Schottland gebucht. Wir wollten schließlich nicht erst kurz vor Toreschluß buchen und dann die höchsten Preise zahlen. Der Flugpreis stieg dann noch mal um rund achtzig Euro, da ein gewisser Steuermann leider eine Woche zu früh nach Schottland wollte. Nachdem dann die Flüge umgebucht waren, war es leider nicht mehr so günstig. Ein schlechtes Omen für die restliche Saison?
Obwohl mit bemerkenswerter Frühform, erstmals nach langer Zeit, bereits bei der Frühregatta in Grünau ein Sieg im Zweier ohne errungen werden konnte, war es dann erst mal zu Ende mit der Herrlichkeit. Der Bootshaus Um- und Ausbau hatte uns eingeholt und so blieben diverse Trainingseinheiten auf der Strecke. In dieser Zeit wurde mit unterschiedlichem Engagement am Bootshaus gewerkelt. Bei dem Einen oder Anderen kam dann noch die berufliche Belastung hinzu, so dass an eine vernünftige Mannschaftsbildung nicht mehr zu denken war. Dies war zwar schade, aber dafür sieht das Bootshaus jetzt doch sehr viel besser aus als vorher!
Vier von uns wollten jedoch nicht ganz abstinent sein von den Regattastrecken unserer Republik und so führte uns unser Weg im Juni nach Ingolstadt. Es war vor allem unsere Neugier auf einen bisher unbekannten Kurs, weniger die Aussicht auf erfolgreiche Rennen, die uns die Fahrt antreten ließ. Die Rennen waren dann auch Bestätigung unserer Vorahnungen. In allen Bootsklassen hatten wir nicht den Hauch einer Chance auf einen vorderen Platz und es bestätigte sich wieder mal, dass es ohne entsprechenden Aufwand nichts zu holen gibt. Diese nicht neue Erkenntnis führte zu dem Ergebnis, dass ab jetzt entweder eine Kohle aufgeschippt werden musste oder aber die Teilnahme an der Masters-World-Regatta nicht sinnvoll sei. Nach einigen Überlegungen entschieden sich nur noch fünf Männer für die Fahrt in den hohen Norden. Raimund und Bernd wollten sich im D und C Altersbereich versuchen und Micha und Thom bei den Masters B und A. Liedy als Lenker stand wie immer für alle interessierten Mannschaften zur Verfügung. Dementsprechend gaben wir auch unsere Meldungen ab und hofften auf interessante Gegner am zweiten Septemberwochenende.
Mitte Juli nahmen Micha und Thom als einzige Rotationsmaster an der deutschen Meisterschaft in Salzgitter teil. Auch hier gab es eine Neuwasserlage, denn dieser Kurs wurde nach langer Zeit aus seinem Dornröschenschlaf erweckt und gleich mit einer Meisterschaftsregatta beglückt. Für die ausrichtenden Salzgitterer sicher eine tolle Sache, für die startenden Ruderer sicher nicht. Die Orientierung war sehr schwer, da keine Streckenmarkierungen vorhanden sind und als Zuschauer war vom Zieleinlauf regelmäßig nichts zu sehen. 250 Meter vor dem Ziel passierten die Boote das Bootshaus und verschwanden danach hinter Bäumen und Büschen. Dennoch gab es spannende Rennen, vor allem in den Achtern, bei denen durch den Verfasser auch an drei Siegen mitgewirkt werden konnte. Dies wurde möglich durch einen freien Platz in einem Boot welches sonst als Gegner gegen uns antritt. Da jedoch von den Ruderkameraden die Bitte um Hilfe kam, wurde diese gerne erfüllt und mit den Erfolgen auch belohnt.
Am siebten September ging es dann in aller Frühe von Tegel aus nach Amsterdam und von dort weiter nach Glasgow. Mit dabei war auch Silke Dittrich, die eigentlich gemeinsam mit ihrem Ulf unterwegs sein wollte. Aber wie oben beschrieben wollten nicht alle Männer wie geplant mitfliegen. Über die Erfolge der weiblichen Masters wird hoffentlich an anderer Stelle in diesem Heft durch diese selbst berichtet, so dass ich nicht weiter darauf eingehen möchte.
In Schottland wurden wir von grauem Wetter begrüßt und sahen unsere Erwartungen an schottisches Wetter erfüllt. Mit dem Mietwagen ging es dann auf der ungewohnten Seite der Autobahn in das Zentrum von Glasgow um unser Hotel aufzusuchen. Dieses sollte sich als eine gute Wahl erweisen, obwohl für britische Verhältnisse recht preiswert. Glasgow ist in dieser Hinsicht halt doch nicht London, denn dort hätte man für das gleiche Geld wohl sein Bett selber mitbringen müssen. Noch am Nachmittag dann eine erste Besichtigung des Regattageländes südöstlich von Glasgow. Die Strecke befindet sich im Strathclyde Country Park auf einem angestauten See direkt neben dem Clyde River. Vor einigen Jahren fanden hier schon die U 23 Weltmeisterschaften statt und mit acht Bahnen ist die Strecke voll FISA tauglich. Bereits an diesem Tag und auch an den folgenden blies ein recht kräftiger Wind von der Seite in die Strecke. Nur leider wechselte die Windrichtung von Steuerbord nach Backbord und so war der vermeintliche Bahnvorteil den sich so mancher bereits erhofft hatte nicht mehr vorhanden. Auffallend war aber an allen Tagen, dass das technische Niveau der teilnehmenden Mannschaften sehr weit auseinanderdriftet. Und driften war genau das was einige regelmäßig an der Startbrücke machten. Mit dem Erfolg, dass sich am Freitag die Rennen bis zum Nachmittag um zwei Stunden verspäteten. Dann wurde angeblich die Mannschaft auf der Startbrücke durch deutsche Schiedsrichter ergänzt. Der Zeitplan wurde von da an nicht mehr weiter belastet und die Rennen konnten noch am Freitag kurz vor Einbruch der Dunkelheit beendet werden. Am Sonnabend wurde dann von früh an auf ein strenges Zeitmanagement geachtet und teilweise gingen einzelne Rennen sogar um wenige Minuten früher auf die Strecke.
Doch nicht nur der Wind machte den ca. 2.500 Teilnehmern zu schaffen, auch die sehr kühle Witterung sorgte für wenig Wohlgefühl. Ein stetiger Nieselregen aus tief hängenden Wolken bei Temperaturen unter zehn Grad, sorgte für einen sehr guten Absatz bei den anwesenden Händlern. Allerdings nur wenn sie Regenschirme und warme Pullis anboten. Daneben gab es natürlich auch den erwarteten schottischen Whisky, der für uns als vorbildliche Sportler natürlich tabu war. Dennoch lebten wir nicht nur von Quellwasser und Müsliriegeln. Allabendlich nahmen wir durch Hopfen und Malz verfeinertes Quellwasser sowie kohlenhydratreiche Nudelspeisen zu uns. Dies Idealerweise bei einem in der Nähe des Hotels befindlichen Italiener. Ja, die gibt es auch im kühlen Schottland.
Erfolgreich gerudert wurde dann auch noch. Gleich am Freitagmorgen ging es im Doppelzweier und im Zweier ohne an den Start. Zum Sieg reichte es in beiden Rennen nicht ganz, aber ein zweiter sowie ein dritter Platz ließen auf mehr hoffen. So kam es dann auch. Bis zum Ende der samstäglichen Rennen konnten wir fünfmal am Siegersteg anlegen und die begehrten Medaillen entgegennehmen. Hervorzuheben auch in diesem Jahr wieder der Sieg von Raimund im Einer der Altersklasse D. In überzeugender Manier konnte er seinen Erfolg aus dem Vorjahr wiederholen und nebenbei noch in einer Renngemeinschaft drei Ruderkameraden zum Sieg im Doppelvierer verhelfen. Micha und Thom konnten in verschiedenen Renngemeinschaften Siege in den Achtern der Altersklassen A, B und C aus dem schottischen Wasser fischen. Dabei konnten sie wieder einmal ihre These bestätigen, dass nicht nur intensives Training entscheidend ist, sondern auch das richtige Zusammenstellen einer Achtermannschaft auf dem Transfermarkt über den Erfolg entscheidet.
Wer jetzt aufmerksam gelesen hat, hat festgestellt dass Bernd noch nicht am Medaillensteg anlegen konnte. Daher sollte am Sonntag der krönende Abschluss des Wochenendes folgen. Um Bernd herum wurde ein schlagkräftiger und an Erfahrung kaum zu überbietender Mix-Achter gebildet, der in der Altersklasse C den Sieg holen sollte. Dazu wurden unsere bereits Mix-erprobten Damen aus Dresden ins Boot geholt. Den männlichen Part verstärkten mit Andreas Miersch und Bodo Pijur zwei ehemalige Ruderer vom SC Dynamo, die seit einigen Jahren erfolgreich beim Mastersruderclub die Riemen schwingen. Bodo ist auch Gastmitglied bei Rotation und hatte vor diesem Rennen etwas Bauchschmerzen. Seine frisch angetraute Frau, unsere Sabine Kambach, wollte mit dem bereits in Hamburg siegreichen Boot ebenfalls in der Altersklasse C starten und die Gefahr eines direkten Aufeinandertreffens schwebte über ihnen. Wie sollte er sich dann als rücksichtsvoller Ehemann verhalten um den Haussegen nicht in schwere Schieflage zu bringen? Kurz vor dem Ziel einen Krebs fangen? Vielleicht vom Rollsitz fallen? Nun, er hatte Glück. Es meldeten zwölf Boote, zwei Läufe wurden notwendig und in jedem Lauf war ein Boot mit einem Familienmitglied. In beiden Rennen konnten die internationalen Mixed-Teams durch diese Boote sicher beherrscht werden, wobei in unserem Rennen die anderen Boote um runde zehn Sekunden distanziert wurden. Der Schlagmann hatte dabei wenig Mitleid mit seinen Hinterleuten und fuhr das Rennen bis zum Ende voll durch und ließ die Schlagfrequenz dabei nicht unter 36 Schläge pro Minute sinken. Damit konnten aber alle von sich sagen, dass sie sich die Medaille schwer erarbeiten mussten. Ich hoffe Ihr könnt mir auch diesmal verzeihen?!
Am Ende des Tages reisten also alle teilnehmenden Rotationer dekoriert mit mindestens einer Medaille wieder zurück ins spätsommerlich warme Berlin.
Insgesamt waren wir an acht! Siegfahrten beteiligt und konnten damit eines der besten Ergebnisse bei einem Masters-Championat errudern. Dabei waren diesmal nur sieben Rotationsdamen und -herren am Start.
Unsere Daheimgebliebenen wollten aber nicht ganz untätig bleiben in dieser Saison. Daher gingen wir in den letzten Wochen nach zwei Trainingsausfahrten bei der Rohrwallregatta an den Start und mit zwei weiteren Trainingseinheiten auch noch auf die fünf Kilometer zum Elbepokal in Dresden. Nun, das Ergebnis ist bekannt. Bei der Rohrwallregatta wurde erstmalig gegen die jüngeren Rotationer verloren und in Dresden wurde erst das Boot ramponiert auf einer Flachstelle in der Elbe und dann mit knappem Rückstand gegen die Achter der Altersklasse C verloren. Im nächsten Jahr soll dann wieder mehr trainiert werden und weniger gebaut, mit dem Ziel, wieder einen starken Vereinsachter an die Startbrücken des Landes zu bringen. Vielleicht können wir dann auch wieder bei der Rohrwallregatta den Pokal zurückholen….
Thomas Graap
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