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2004 - Masters Jahresrückblick
Man könnte fast meinen, jedes Jahr das Gleiche. Die Blätter fallen von den Bäumen, die Tage werden kälter und kürzer, die Rohrwallregatta ist mit dem üblichen Brimborium über die Bühne gegangen und für den Wellenschlag ist mal wieder ein Artikel fällig. Der Doktor ist also wieder dabei Originalstimmen aus dem Vereinsleben einzufangen und ich soll mal wieder über die Mastersgruppe berichten. Also alles wie immer?!
In diesem Jahr nicht. Es gibt natürlich wieder einiges über die Teilnahme an Regatten zu berichten, aber dennoch lief diese Saison anders als die Vorherigen. Zusammenfassend kann man sagen, diese Saison war nicht so erfolgreich. Doch ist sie damit wirklich treffend beschrieben? Ich glaube nicht und daher sollen nun auch noch ein paar Einzelheiten folgen.
Schon der Saisonstart verlief sehr holprig. Nach den üblichen Aktivitäten des Winters, wie Skiurlaub mit den Familien, Skitour mit den Ruderkameraden und diversen Kilometern auf dem Ruderergometer waren im März die ersten Kilometer auf dem Wasser möglich. Schon Ende März ging es für Micha und Thom nach London, um dort gemeinsam mit den Ruderkameraden aus Trier am größten Achterrennen der Welt teilzunehmen. Beim diesjährigen Head of the River Race wollten wieder einmal mehr als 400 Achter aus der ganzen Welt über die vier Meilen-Strecke auf der Themse ihre Kräfte messen. Nach einer freitäglichen Jungfernfahrt mit Streckenbesichtigung sollte am Samstag mit der einsetzenden Ebbe der Start zum Rennen erfolgen. Doch ein sehr stürmischer Wind, der besonders in der Mitte der Strecke zu sehr starker Wellenbildung führte, ließ die Rennleitung und die Hafenbehörde zu dem Entschluss kommen, dass diesjährige Rennen abzusagen. Es war sicher keine leichte Entscheidung, die über 3000 Ruderer und einige tausend Zuschauer zu enttäuschen, aber ich glaube die Entscheidung war richtig und im Sinne der Gesundheit der Aktiven. Da es fast gleichzeitig ein Spiel der englischen Rugby-Nationalmannschaft gab, waren die Pubs im Zielbereich und die Bootshäuser trotzdem sehr gut gefüllt und die Engländer feuerten ihr Team an. Wir mischten uns also unter das Volk und spülten unsere Enttäuschung mit ein paar Pints Beer hinunter. Nicht ohne vorher im uns beherbergenden Bootshaus noch eine Runde auf dem Ergo zu rudern. Wir übernachteten übrigens im Bootshaus des Kingston Rowing Club, der im gleichnamigen Stadtteil an der Themse beheimatet ist. Beeindruckend war hier die an allen Ecken gepflegte Tradition, aber auch die Nachlässigkeit bei der Sauberkeit. Dagegen sieht es in unserem Bootshaus aus wie in einer fünf Sterne Herberge.
Dieser etwas missglückte Ausflug nach London schien dann bezeichnend für den weiteren Saisonverlauf zu sein. Etliche geplante Trainingseinheiten mussten wegen starker Winde auf´s Trockene verlegt werden oder fielen wegen fehlender Ruderkameraden komplett aus. Damit wären wir schon beim Hauptproblem der letzten Monate. Es fehlte eigentlich immer Jemand. Als es an die Planung für die Regatten ging gab es die ersten Absagen aus verschiedenen Gründen. Da gab es körperliche Probleme, schöpferische Pausen, andere Schwerpunktsetzungen sowie neue berufliche Herausforderungen in anderen Teilen Europas. So sehr wir es versuchten, wir bekamen keine acht Masters für einen schnellen Achter aus unserem Verein zusammen. Mit ständig wechselnden Mannschaften besuchten wir so die üblichen Termine in Berlin-Grünau und Rüdersdorf, jeweils mit mäßigem Erfolg. Nach der Regatta in Rüdersdorf entschlossen wir uns daher, gemeinsam mit vier Ruderkameraden von RG und Empor die nächsten Regatten im Achter zu bestreiten und damit hoffentlich einen schnellen Achter in Hamburg an den Start bringen zu können. Getestet wurde im Juni in Schwerin bei den German Masters-Open und gleich danach beim Masters-Championat in Grünau, nachdem leider die Teilnahme an der Hummelregatta in Hamburg kurzfristig abgesagt werden musste. Auch hier waren mal wieder Terminschwierigkeiten und fehlende Absprachen der Grund. In Schwerin sprang sogar ein Sieg gegen das international erfahrene und renommierte Boot aus Lübeck heraus. Auch Grünau war recht viel versprechend, wenngleich gegen die Renngemeinschaft aus Berlin, Dresden usw… kein Kraut gewachsen war. Dennoch viel uns am grünen Tisch der Sieg zu, da im obigen Boot einige Ruderer sich nicht an die Vorgabe von maximal zwei Starts pro Regattatag hielten und daher die Mannschaft disqualifiziert wurde. Ich gebe zu ein zweifelhafter Sieg, aber an Wettkampfregeln sollte man sich eben halten. Nach Grünau begann wieder die Zeit der Sommerurlaube und damit schwanden auch die Möglichkeiten auf gemeinsame Ausfahrten im Achter. Die meisten Fahrten wurden also im Zweier durchgeführt und bei Micha und mir führte dies zu einem stetigen Anstieg der Formkurve und auch der Trainingszeiten im Zweier.
Über den Sommer fand sich auch Bernd wieder im Doppelvierer ein, nach erfolgreicher Behandlung und Kurreise in Sachen Rücken. Somit wurde also wieder ein „alter“ Vierer möglich der in diesem Jahr mit Lutz, Raimund, Peter und Bernd gefahren wurde. Zum Vierer ohne fahren stieg dann Jens für Lutz ins Boot. Insgesamt wurde von diesen Ruderkameraden jedoch nicht der Trainingsumfang der letzten Jahre erreicht, was sich auch teilweise in den Ergebnissen niederschlug.
Nach einem durchwachsenen Aufgalopp Ende August in Schwerin, mal wieder enger Zeitplan und wenige Rennen, fuhren wir dann Anfang September nach Hamburg an die Dove-Elbe zur diesjährigen FISA-Masters World Regatta. Als Quartier dienten erneut zwei Wohnmobile, die direkt an der Strecke in Hamburg-Allermöhe geparkt wurden und somit kurze Wege garantierten. Da das Wetter die gesamten vier Wettkampftage hervorragend mitspielte, diente der am Abend bei Taschenlampenlicht aufgebaute Pavillon diesmal als Schattenspender und nicht wie befürchtet als Regenschutz. Die äußeren Bedingungen waren also bei Sonnenschein und schwachen Wind sehr gut und vor allem für alle Teilnehmer gleich. Was den sportlichen Teil angeht, so waren wir in diesem Jahr nicht so erfolgreich wie in den letzten Jahren, wenn man nach der Anzahl der ersten Plätze geht. Da wir aber bei der Olympiade gelernt haben, dass man in Deutschland ja auch eine Wertung der Platzierungen vornimmt, waren wir mit diversen zweiten und dritten Plätzen also mal wieder so richtig gut! Andererseits könnte man sagen, es fehlten einfach ein paar Trainingskilometer, manchmal auch ein wenig das Glück oder das glückliche Händchen bei der Zusammensetzung der Bootsbesatzungen. Jeder hat da sicherlich seine eigenen Erklärungen oder auch Ausreden. Nur eines bleibt, im nächsten Jahr in Schottland wollen wir es besser machen. Dann hoffentlich auch wieder als Rotations-Achter und immer noch mit unserem Oldie Raimund, der sich in Hamburg seinen ersten Titel im Einer holte. Vielleicht gibt es der Zeitplan im nächsten Jahr her, das er beide Bootsklassen bestreiten kann. Ein Novum in Hamburg war der Beginn der Regatta bereits am Donnerstag Nachmittag. Auf Grund der Vielzahl von Meldungen war dies notwendig geworden, da man ansonsten am Freitag und Samstag von sieben bis zwanzig Uhr die Rennen im drei Minuten-Takt herunterbringen hätte müssen. Nächstes Jahr in Schottland soll bereits am Donnerstagmorgen begonnen werden, da die nördliche Lage auch mit einem früheren Einsetzen der Dämmerung verbunden ist. Daher soll dann bereits am Nachmittag jeweils Schluss sein und man hat natürlich auch einen Abend mehr um die regionalen Getränke hochprozentiger Art zu testen. Aber da wir ja alle keinen Whisky mögen……
Herbstlicher Höhepunkt unseres Schaffens war natürlich die 50.Rohrwallregatta, bei der wir mit einer Vielzahl von Siegen bei den Frauen und Männern aufwarten konnten. Top event wie immer natürlich der Rohrwallachter, der diesmal wieder ein Sechs-Boote-Feld am Start bei der 500-Meter-Marke sah. Ein schwieriges Unterfangen vor allem für die Steuerleute. Es kommt hier also vor allem auf den schnellen Start an, um sich erst mal Platz zu verschaffen und sich dann die kürzeste Strecke zum Ziel zu suchen. Dies gelang uns wieder sehr gut und so konnten wir unsere Gegner recht eindrucksvoll distanzieren und den neu gestifteten Wanderpokal entgegennehmen. Und das, obwohl wir mit einer Frau an den Start gingen! Nun gut, unsere Silke ist sicherlich besser als viele der gestarteten männlichen Kontrahenten, aber es war dennoch nicht so leicht für uns, sich an ihren Olympiaschlag anzupassen. Fast überflüssig ist es, darauf hinzuweisen, dass auch Silke bereits das richtige Alter für einen Start im Mastersbereich hat. Damit haben wir also ungeahnte Möglichkeiten bei kommenden Regatten.
Zum Abschluss fiel dann auch wieder der Vereinsmeistertitel im Zweier ohne an den Mastersbereich, obwohl die Konkurrenz so zahlreich und so gut wie noch nie war in diesem Jahr. Wenn unsere Junioren im nächsten Jahr fleißig weitertrainieren, wird es dann sicherlich ganz schwer sie weiter in Schach zu halten. Aber auch wir werden nicht rasten.
In diesem Sinne auf eine erfolgreiche und schöne Saison 2005!
Euer Thom
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