2003
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2003 - Vive la Rotationsachter!

 

In diesem Jahr ist es passiert. Einfach so und fast völlig unbemerkt wollte es sich vorbeischleichen. Ein kleines Jubiläum war es, nicht sehr weltbewegend aber doch erwähnenswert. Wovon die Rede ist? Die Rotationer Masters haben zum zehnten Mal an einem entsprechenden Jahreshöhepunkt wie World- oder Euro-Masters Championat teilgenommen. Das allein ist noch nicht einmal etwas besonderes, mag man denken. Richtig, denn die Besonderheit liegt darin, dass, bis auf ein einziges Mal, auch immer mindestens ein Sieg mit nach Hause gebracht wurde. An fast allen Erfolgen war dabei unser Ruderkamerad Bernd Krüger beteiligt, der in diesem Jahr seine Leinwandhochzeit mit unserem Verein feiern konnte. Alle langjährig Verheirateten unter uns wissen jetzt natürlich, dass dies eine 35 jährige Partnerschaft bedeutet. Doch nun genug der Jubiläen, wenden wir uns der zu Ende gehenden Saison zu.

Zunächst ein Blick zurück auf das vergangene Jahr. Wie sicher noch alle wissen, war dieses ein sehr verwöhnendes für uns gewesen. Die Hypothek für die neue Saison war also nicht unbeträchtlich, aber zugleich auch Ansporn zu neuen Höhenflügen. Man kennt es aber aus anderen Sportarten und es gibt viele prominente Beispiele dafür, dass nach einer sehr guten Saison meist eine schwächere folgt. Dies kann verschiedene Gründe haben. Sei es sich breit machende Zufriedenheit, verstärkte Anstrengungen der Gegner oder auch die nicht mehr vorhandene Zeit für das recht umfangreiche Training um Höchstleistungen zu erringen. Bei uns war es wohl von allem etwas und so war der Saisonstart recht bescheiden.

Die in den letzten Jahren besuchte Langstrecke in Fürstenwalde wurde nur kurz in Erwägung gezogen und dann unter dem Hinweis auf die fehlende Form von einzelnen Masters abgesagt. So war dann der Autor einziger Teilnehmer, da er einen Tag vorher durch einen Anruf für einen Renngemeinschaftsachter eingekauft wurde. Der Wanderpokal aus dem letzten Jahr wurde mit nach Füwa genommen und nach getaner Arbeit durfte ich ihn dann wieder mitnehmen. Wir hatten also gewonnen und da ich sozusagen einziger Titelverteidiger war und wegen meiner schnellen Bereitschaft zur Aushilfe, beschloss die Mannschaft das ich den Pokal wieder erhalten solle. Im nächsten Jahr besteht für uns also erneut die Chance zur Teilnahme und ich denke wir sollten sie nutzen und nicht wieder kneifen.

Nächster Termin war dann die Grünauer Frühregatta. Bereits in den letzten Jahren hatte sich abgezeichnet das wir selten Frühform besitzen und unser Trainingsaufbau sich immer auf den Höhepunkt des Jahres ausrichtet. Trotzdem war unser Ergebnis in diesem Jahr beim ersten Aufeinandertreffen besonders schlecht. In fast allen Rennen hatten wir nicht einmal die Chance auf den Sieg. Das wir immer noch keine wirklichen Schlechtwetterruderer sind mag nur als kleine Ausrede gelten denn das Grünauer Wetter meinte es mal wieder mit allen Startern nicht eben gut.

Nach der selbst auferlegten Qual für Hände und Hintern bei der Großen Tränke Umfahrt am „Kampftag der Arbeiterklasse“ ging es dann zwei Tage später nach Bernburg um bei der dortigen Regatta weitere Rennpraxis zu erlangen. Einige ältere Leser können sich vielleicht noch an die dortige Strecke erinnern, für alle Anderen eine kurze Erläuterung. Der Kurs folgt dem Lauf der angestauten Saale und ähnelt ein wenig einer Kanuslalomstrecke. Nach dem Start gibt es eine längere Backbordkurve und vor dem Ziel eine kürzere Steuerbordkurve mit der Folge das vom Start aus das Ziel nicht zu sehen ist. Die Veranstalter meinen zwar das sich der Kurvennachteil über die gesamte Strecke ausgleiche, dem möchte ich aber ungern zustimmen. Trotz dieser kleinen Widrigkeiten gelang uns ein Erfolg im Doppelvierer und ein zweiter Platz im Achter hinter den ortskundigen Bernburgern und Hallensern. Also scheinbar ein leichter Aufwärtstrend mit wechselnden Besetzungen im Achter. Von der angestammten Mannschaft fehlte in Grünau Lutz und in Bernburg Raimund. Beide Male saß dafür „Jung-Master“ Knut Misgeiski mit im Boot, der gemeinsam mit Swen Kottke dieses Jahr neu zu unserer Truppe gestoßen ist. Beide werden in diesem Jahr ihr 27. Lebensjahr vollenden und haben damit die Voraussetzung für einen Start im Mastersbereich erfüllt. Ihre Regattastarts waren in diesem Jahr zwar noch nicht so zahlreich, aber nachdem sie in diesem Jahr in das Geschehen hineingeschnuppert haben, werden sie in der nächsten Saison sicherlich voll zuschlagen.

Wie es der Zufall (oder die Ehefrau )so will, auch bei unserem nächsten Auftritt in Rüdersdorf waren wir nicht vollständig, da Bernd zu dieser Zeit im Familienurlaub weilte. Trotzdem fuhren wir zwei gute Rennen im Achter, bei denen wir nicht gewannen, jedoch mit ansprechendem Abstand zu den Gegnern und verbesserter Technik über die Strecke gingen. Insgesamt waren wir aber nicht so glücklich, da bei der gesamten Regatta kein einziger Sieg für die Masters heraussprang.

Davon unberührt verbrachten wir das Pfingstfest zum großen Teil wieder an der Ostsee und verzichteten dadurch auf die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften in Ratzeburg. Das war zwar schade, aber trainingsmethodisch ist auch das richtige Setzen von Erholungsphasen wichtig und daher konnten wir dann gut erholt zur Hummelregatta nach Hamburg reisen. Wie auch in den letzten beiden Jahren eine kleine und feine Regatta nur für Masters, mit ansprechendem Wetter und recht guten Bedingungen auf der Außenalster. Im Vierer ohne A konnten wir zum dritten Mal in Folge am Siegersteg bei Favorite-Hammonia anlegen und das typische Holztäfelchen entgegennehmen. Der Doppelvierer B konnte diesmal leider nicht gewinnen, dafür holten wir uns aber erstmalig den Sieg im Achter B vor den letztjährigen Siegern. Ein schöner Erfolg für uns, auch wenn Jens ob der misslungenen Fahrt im Doppelvierer nicht so richtig lachen konnte und daher sehr verbissen in die Objektive schaute.

Der alte Trainerspruch „Never change a winning Team“ hatte sich mal wieder bestätigt, denn in Hamburg saßen wir erstmalig in der Saison in Originalbesetzung im Boot.

Auch an den German Masters in Duisburg nahmen wir nicht teil, da am selben Wochenende in Hamburg das Staffelrudern stattfand. Als gemeinsamer Auftritt der Rotationsruderer geplant, ähnlich der 2000 er Veranstaltung, war es am Ende doch eine recht bescheidene Ansammlung einiger Masters, Senioren und Pauls Junior B Trainingsgruppe. Die im Vorfeld angekündigte Beteiligung der Wanderruderer beschränkte sich dann auf die Nutzung des roten Gig-Vierers durch die oben Genannten. Man könnte jetzt sagen, hinsichtlich der doch stark leistungsorientierten Teilnehmer wären Wanderruderer mit einem ebensolchen Schlag fehl am Platze gewesen, aber ich glaube fast alle von uns wären über die eine oder andere Runde die sie weniger hätten rudern müssen sehr froh gewesen. Denn so mussten einige von uns achtmal ins Boot steigen und bei sommerlichen Temperaturen sowie gerade am Anfang mehreren harten Bord-an-Bord Kämpfen, waren die Verschleißerscheinungen am späten Nachmittag sehr deutlich. Speziell unser Oldie Raimund musste am Sonntag längere Zeit seine „überhitzten“ Knie mit Eisbeuteln kühlen. Doch es war nicht umsonst! Wie schon vor drei Jahren gewannen wir die Wertung der Gruppe 2 (Mannschaften mit bis zu 27 Teilnehmern) und belegten insgesamt den 3. Rang mit nur einer Runde Rückstand zu den beiden Mannschaften vor uns. Leider konnten wir keinen der beiden Zusatzpokale für die schnellste Runde erringen. Diese blieben diesmal in Hamburg, da die Hamburger Vereine aus ihren Juniorenruderern und Jungsenioren eine gemeinsame Mannschaft gebildet hatten. Diese bezwangen die Seriensieger der letzten Jahre vom Main und holten neben dem Gesamtsieg auch die Rundenrekorde.

Nach der zweiten Hamburgtour begann dann die lange Sommerpause mit verstärktem Training auf dem Wasser und im Kraftraum um die nötige Fitness für Vichy zu bekommen.

Als Test vor dem Saisonhöhepunkt hatten wir uns zwei Wochen vorher die Große Schweriner Ruderregatta ausgesucht, die nach der Absage im letzten Jahr dieses Mal wieder zum alten Termin stattfand. Wegen der gerade zu Ende gegangenen Sommerferien war die Veranstaltung aber gar nicht „groß“ und wäre ohne die teilnehmenden Mastersruderer wieder ausgefallen. Dadurch schob sich das gesamte Programm beträchtlich zusammen und die Pausen zwischen den Rennen waren teilweise nur noch 50 Minuten lang. Dazu verwöhnte uns der Faule See mit einer steifen Brise von vorn, die sich wegen seiner Faulheit aber nur in geringer Wellenbildung niederschlug. Am Samstag konnten wir den Achter gewinnen, am Sonntag dann den Doppelvierer B. Der kurz danach folgende Achter wurde knapp gegen eine Berliner Renngemeinschaft verloren, die jedoch zum großen Teil ausgeruht ins Boot stieg und bei uns dagegen fast alle schon das vierte Rennen des Wochenendes bestritten. Wir waren also gut vorbereitet und fuhren mit positiven Erwartungen in das grüne Herz Frankreichs.

Die Anreise nach Vichy erfolgte in mehreren Gruppen mit dem Auto, per Bahn und dem Flieger. Nach längerer Suche im Vorfeld der Regatta hatten wir auch alle eine Unterkunft in Vichy gefunden, wenn auch nicht alle gemeinsam so aber doch in vernünftiger Entfernung zur Strecke und zu einem annehmbaren Preis. Es zeigte sich auch wieder einmal, dass eine Hotelübernachtung der von vielen anderen genutzten Campingvariante vorzuziehen ist. Denn bei den starken Niederschlägen vor allem in der Nacht, lagen wir warm und trocken. Ein Aspekt, den gerade unsere Rückengeschädigten zu würdigen wissen.

Am Donnerstag erfolgte nach der Ankunft der letzten Reisegruppe noch eine abendliche Ausfahrt im Achter mit entsprechender Streckenbesichtigung. Danach noch eine späte Mahlzeit in einem der zahlreichen Restaurants der Altstadt. Nach der Änderung des Programms stand für uns dann am Freitagmorgen nicht mehr der Zweier ohne A zuerst an, sondern wir begannen gleich mit unserer Hauptbootsklasse, dem Achter der Altersklasse B.

Die Auslosung hatte es diesmal gut mit uns gemeint, die stärksten Gegner fuhren in anderen Läufen. Nach der langen Zeit von neun Jahren ergab sich aber für Jens und Bernd die Chance für eine kleine Revanche. Damals hatten sie im Vierer ohne gegen die Italiener von Moto Guzzi verloren und eben jene starteten diesmal im Achter gegen uns. Diese erwiesen sich auch als stärkste Widersacher im Kampf um die Siegermedaille, mussten sich aber am Ende mit einem deutlichen Abstand von fast vier Sekunden geschlagen geben. Mit einer konzentrierten Leistung vom ersten Schlag an konnten wir uns früh an die Spitze des Feldes setzen und dann die Führung immer weiter ausbauen. Im Ziel dann entsprechender Jubel und nachdem im Vorjahr der Verfasser kritisiert wurde, weil er schon vor der Ziellinie den Arm zum Zeichen des Sieges erhoben haben soll, streckten sich diesmal gleich mehrere Arme in den wolkenverhangenen Himmel von Vichy. Vielleicht kann Peter als Bugmann ja noch darüber Auskunft geben wer diesmal der schnellste Jubler war?!

Insgesamt viel aber auf, dass die Freude über den Sieg verhaltener als vor Jahresfrist ausfiel. Das kann verschiedene Gründe haben. Sicherlich war der starke Regen sehr störend, ebenso das Verbot des Aussteigens am Siegersteg und die damit verbundene schnelle „Abfertigung“ seitens der Offiziellen. Wegen der frühen Morgenstunde fehlten sicher auch noch einige Fans an der Strecke und da für alle noch weitere Rennen anstanden, konnte auch den isotonischen Erfrischungsgetränken auf Gerstenbasis nicht entsprechend zugesprochen werden. Vielleicht fehlte uns auch einfach nur ein so harter Gegner wie der BRC im Vorjahr, den es niederzuringen galt. Denn wie hieß es schon bei den alten Rittern:“ Viel Feind, Viel Ehr.“ Sollte es aber auch daran liegen, dass solche Erfolge für uns nach dem dritten Sieg bei einem Jahreshöhepunkt schon zur Gewohnheit geworden sind? Ich hoffe es doch nicht. Denn damit schleicht sich immer auch Zufriedenheit ein und die ist sicher nicht hilfreich um die nötige Motivation für das anstehende Wintertraining zu erzielen. Denn wenn wir unsere Erfolgsspur noch verlängern wollen, und die Möglichkeit dazu ist vorhanden, dürfen wir jetzt nicht die Zügel schleifen lassen. Dies als kleiner Wink an meine „Hintermänner“.

Wir sind aber nicht nur Achter gefahren in Vichy und nach dem geglückten Auftakt sollten noch mehr Erfolge eingefahren werden. Es gingen zwar nicht alle Blütenträume auf, insgesamt konnten wir aber wieder vier Erfolge verbuchen u.a. im Vierer ohne C nach einem packenden Fight mit den Oberhausenern und wiederum im letzten Rennen der Veranstaltung, dem Achter der Alterklasse A in einer Renngemeinschaft mit Rostock, Schwerin und Berlin.

Nicht ganz hat es diesmal im Doppelvierer C, im Mixachter sowie im Doppelzweier B gereicht und Swen und Knut gaben im Doppelzweier A ein ansprechendes Debüt mit ihrem dritten Rang. So konnten wir also am Samstagabend in einem italienischen Nobelrestaurant in großer Runde auf unseren erfolgreichen Frankreichtrip anstoßen. Auf der offiziellen Party waren wir durch Lutz und Raimund ebenfalls vertreten, die nach mehreren spendierten Runden geistiger Getränke den Weg zum Italiener nicht mehr bewältigen konnten.

 

Die weiblichen Leser dieser Vereinsschrift werden nun sicherlich anmerken, dass dieser olle Chauvi die ganze Zeit nur über Kerle schreibt obwohl es doch auch Masterinnen gibt.

Ja, leider blieb dem erfolgreichen Vierer der letzten Saison dieses Jahr ein Regattastart versagt. Die Damen wurden regelrecht vom Pech verfolgt. Zu Beginn der Saison eine Lungenentzündung bei Kathrin, dann ein Fahrradunfall bei Silke und zu guter Letzt der Ausfall von Petra mit einem Bandscheibenvorfall. Wir hoffen, dass im nächsten Jahr wieder ruderische Glanztaten möglich sind und wünschen gute Besserung.

So vertrat Sabine ganz allein die Rotationsfarben, vor allem in Renngemeinschaft mit den Empordamen. Nach einem Sieg im Achter in Grünau zu Beginn folgten einige gute Platzierungen im Doppelvierer und Doppelzweier, die auch in Vichy bestätigt werden konnten. Für die Außenstehenden nicht nachvollziehbar, konnte sich ihre Vierermannschaft aber nicht auf eine gemeinsame technische Linie einigen und blieb damit leider unter ihren Möglichkeiten. Im Mixachter hätten wir Sabine gerne auch zu einer Medaille verholfen, die interamerikanische Renngemeinschaft aus Brasilianern und US-Ruderern war aber leider 1,5 Sekunden schneller und Sabine damit der Erfolg verwehrt. Aber ich glaube im nächsten Jahr klappt es! Da haben wir in Hamburg ja quasi Heimvorteil.

 

Zum Abschluss noch ein Wunsch an meine lieben Ruderkameraden. Es wäre doch schön, wenn von so einer leistungs- und mitgliederstarken Gruppe im nächsten Jahr mehr als zwei Leute an den Vereinsmeisterschaften teilnehmen. Dann könnten wir neben den Titel im Zweier ohne vielleicht auch mal den des Einersiegers erringen. Und wenn der Bootswart mal über seinen nicht allzu großen Schatten springen kann, könnte dafür auch entsprechendes Bootsmaterial genutzt werden.

 

TG.